Am Ende ist fast immer der Eisbär das Opfer.

4. April 2012

Foto: railsr4me

Man streitet in Nordamerika darüber, ob die Eisbärenpopulation im Norden des Landes tatsächlich bedroht ist.

They argue in North America about whether the polar bear population up North is really threatened.

Die Nunavut Tunngavik Incorporated (NTI), ein von den Inuit gebildeter Verband zur Förderung von wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Wohlfahrt der kanadischen Ureinwohner, veröffentlichte diese Woche die Ergebnisse einer Untersuchung über die Zahl der Eisbären in der westlichen Hudson Bay, die von der Regierung Nunavuts, der Heimat der Inuit einem Territorium im Norden Kanadas, in Auftrag gegeben worden war. Mit Hilfe von neuen Luftbildaufnahmen, die 2010 und 2011 entstanden, wurden in dem Gebiet 1013 Eisbären gezählt. Dies sind erfreuliche Zahlen, da auf Grundlage von Forschungsergebnissen aus dem Jahr 2004 vorhergesagt worden war, dass sich die Zahl der Eisbären in der westlichen Hudson Bay, die damals auf 935 gesunken war, bis zum Jahr 2011 weiter auf 610 reduzieren würde. Die Vertreter der Inuit schließen daraus, dass sich die Eisbärenpopulation erholt hat. Dies deckt sich auch mit den Beobachtungen der im Norden Kanadas lebenden Menschen, die von immer mehr Eisbären Sichtungen in der Nähe ihrer Siedlungen berichten. James Eetoolook, der Vizepräsident der NTI, kritisierte: „Es geht nicht um den Klimawandel. Man nutzte die Eisbären, um die Aufmerksamkeit auf den Klimawandel zu ziehen. Doch es wurden keine Änderungen gemacht, um die Ursachen oder Folgen des Klimawandels zu reduzieren, sondern nur die Jagdquoten wurden geändert.“ Als Konsequenz der gestiegen Anzahl der Eisbären fordern die Vertreter der Inuit nun auch mehr Eisbären jagen zu dürfen.

At Nunavut Tunngavik Inc. (NTI), an association of the Inuit for the promotion of the economic, social, and cultural welfare of aboriginals, they published this week the results of a study on the number of polar bears in western Hudson Bay.  This had been commissioned by the government of Nunavut, home of many Inuit, and a territory in northern Canada.  With the help of new aerial photos, taken in 2010 and 2011, 1013 polar bears were counted in the area.  This is an encouraging number.  Based on research results from 2004, it had been predicted that the then population of 935 would be reduced to 610 by the year 2011.  These representatives of the Inuit conclude that the polar bear population has recovered.  This concurs with observations of people living in northern Canada, who report increased polar bear sightings in the vicinity of human settlements.  James Eetoolook, vice president of NTI, offered this criticism, “This is not about climate change. This is about how polar bears were used to draw attention to climate change. Changes were not made to reduce the causes or impact of climate change, but changes were made to the harvesting quotas.”

Foto: railsr4me

Wissenschaftler in den USA zeichnen ein anderes Bild. Steven C. Amstrup, von Polar Bears International sagt, dass Eisbären es vorziehen würden, ganzjährig Robben zu jagen, aber das Verschwinden des Meereises sie zwingen würde an Land zu gehen – was auch die häufigeren Sichtungen von Eisbären erklärt – oder sie landen weit draußen, wo das Eis sich über tiefem Wasser schließt, wo sie aber keine Nahrung finden. „So oder so, sie sind ihrer Nahrung beraubt.“

American scientists paint another picture.  Steven C. Amstrup, of Polar Bears Intarnational, says that polar bears would prefer to hunt seals year round, but the loss of sea ice would force them to go ashore, which explains the frequent sighting.  Or they end up far out, where the ice is covering deep water, but where they can find nothing to eat.  “Either way, they’re food deprived.

Es gibt 19 Sub-Populationen von Eisbären in Kanada, den Vereinigten Staaten, Russland, Dänemark und Norwegen, und die Wissenschaftler befürchten, dass die fortgesetzte Reduzierung des Meereises dazu führen wird, dass einige davon verschwinden werden. Basierend auf den aktuellen Prognosen, sagen Wissenschaftler in den USA voraus, dass zwei Drittel der Eisbären auf der Welt bis Mitte des Jahrhunderts ausgestorben sein werden, obwohl ein bedeutender Rückgang der Treibhausgasemissionen dazu beitragen könnte, diesen Vorgang zu verlangsamen. Doch es sieht im Augenblick nicht danach aus, dass die internationale Staatengemeinschaft bereit dazu ist, dafür zu sorgen.

Eines steht in jedem Fall fest, immer häufiger wird von Begegnungen zwischen Eisbär und Mensch berichtet und fast immer endet eine solche Begegnung tödlich für den Eisbären. Erst gestern kam es wieder zu so einem Zwischenfall.

There are 19 sub-populations of polar bears in Canada, the USA, Russia, Denmark,  and  Noway, and scientists fear that the continued reduction of sea ice will bring about the disappearance of some of them.  Based on current predictions, US scientists predict that two-thirds of polar bears will have disappeared by the middle of the century.  A significant reduction in greenhouse gas emissions could contribute to slowing this process.  However at present, it doesn’t look promising that the international community is willing to respond. 

One thing is certain in any case, there will be more frequent encounters between polar bears and humans, and this almost always ends in the death of the polar bear.  Just yesterday, there was such an incident.

Foto: CBC

Am Dienstag, 3. April 2012, erschreckte ein Eisbär einen Leuchtturmwärter an der Ostküste Neufundlands. Joe Goodyear, der Wärter, des Puffin Island Leuchtturms, hatte schon den ganzen Vormittag das ungute Gefühl gehabt, dass ihn jemand beobachtete. „Es war wie ein kalter Schauer, der über mich ging, und ich dachte, hoffentlich steht da kein Eisbär hinter mir“, erzählte er. Nur kurze Zeit später sollten die Befürchtungen Joes Goodyear wahr werden. Gegen 14:00 entdeckte sein Kollege einen Eisbären. Sie brachten sich in einem Gebäude in Sicherheit und informierten die Polizei und die zuständigen Beamten der Naturschutzbehörden, dass ein Eisbär in Richtung des Leuchtturms stapfte. Als der Bär versuchte in das Gebäude einzudringen, öffneten sie ein Fenster und machten viel Lärm, um ihn zu verjagen. Das gelang. Der Eisbär flüchtete aber nun genau in Richtung Greenspond Island, wo gerade die Schule zu Ende ging. Deshalb beschlossen die Beamten der Naturschutzbehörde, dass die Gefahr für die Menschen – vor allem für die Schulkinder – zu groß war. Ein Beamter der Royal Canadian Mounted Police erschoss schließlich das Tier, das sich mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit der Küste von Greenspond Island genähert hatte.

OnTuesday, April 3, 2012, a lighthouse keeper on the east coast of Newfoundland was shocked to spot a polar bear.  Joe Goodyear, the keeper of the Puffin Island lighthouse, had already had the uncomfortable feeling all morning that someone was watching him.  “It was like a cold shiver that went over me, I thought, ‚There better not be no polar bear behind me,“” he said.  A short while later, Joe Goodyear’s fears came true.  Around 2 p.m.his colleague discovered a polar bear.  They retreated safely inside and informed the police and officials of the Wildlife Protection Branch that a polar bear was approaching the lighthouse.  When the bear tried to break into the building, they opened a window and made a lot of noise to scare it.  They succeeded.  The polar bear escaped, in the direction of Greenspond Island, where school was about to let out.  Conservation officials decided, therefore, that the threat to humans – especially school children – was too large.  A officer of the RCMP finally shot the animal, which had approached the coast of Greenspond Island at a rapid pace.

Joe Goodyear ist seit 25 Jahren Leuchtturmwärter und berichtete, dass ihm in all den Jahren noch nie ein Eisbär so nahe gekommen sei. Er sagte, dass er bei seiner Arbeit noch nie eine Waffe getragen habe, aber nun darüber nachdenken würde.

Joe Goodyear has had 25 years of experience as a lighthouse keeper, and remarked that in all those years, he had never seen a polar bear come so close.  He said that in his job, he has never worn a weapon but that he would think about it now.

Greenspond ist eine der ältesten kontinuierlich bewohnten Außenposten an der Küste Neufundlands. Seit Ende des 17. Jh. leben hier Menschen. Die Gemeinde besteht aus mehreren Inseln – die größte ist Greenspond Island, zu den kleineren gehört Puffin Island. Die kleine Insel mit dem Leuchtturm liegt an der Einfahrt zum Greenspond Harbour ungefähr 1,5 Kilometer von der Hauptinsel entfernt.

Greenspond is one of the oldest continually inhabited outposts on the coast of Newfoundlanad.  People have lived there since the 17th century.  The community consists of several islands.  The largest is Greenspond Island; Puffin Island is one of the smaller ones.  The small island with the lighthouse is located at the entrance to Greenspond Harbour, about two miles from the main island. 

Es ist bereits der zweite Eisbär, der innerhalb einer Woche mit seinem Leben dafür bezahlt hat, dass er einer menschlichen Siedlung in Neufundland zu nahe gekommen ist. Am Donnerstag, 29. März 2012, hatte rund 850 Kilometer nördlich von Greenspond in Goose Cove an der Nordspitze Neufundlands ein junger Eisbär versucht in einem Haus Nahrung zu finden und die Bewohner um vier Uhr am Morgen aus dem Schlaf geschreckt. Der Eisbär hatte die Tür zum Esszimmer zerstört und schaute den geschockten Besitzer des Hauses an, der durch die Warnschreie seines Sohnes „Eisbär, Eisbär!“ geweckt worden war. Der Junge trommelte auf den Tisch und schrie laut, um den Bären zu erschrecken, während sein Vater ein Gewehr holte. Er feuerte dann einen Schuss über den Kopf des Tieres ab, um es in die Flucht zu schlagen. Er wollte den Bären nicht verletzten, da ein angeschossener Eisbär viel zu gefährlich gewesen wäre. Es gelang schließlich den Eisbären daran zu hindern, weiter ins Haus zu kommen. Der Eisbär suchte im nächsten Haus nach Nahrung. Er beschädigte Türen und Fenster von weiteren drei Häusern und tötete einige Schafe und Enten in einem Stall, ohne sie zu fressen.

It is the second polar bear who has paid with his life in the past week because he came too close to a settlement inNewfoundland.  At 4 a.m., onThursday, March 29, 2012, at Goose Cove, on the northern tip of Newfoundland, 500 miles north of Greenspond, a young polar bear attempted to break into a house to find food, awakening and frightening the residents.  Alerted by their son’s cries of “Polar bear!  Polar bear!”, the shocked householders watched as the polar bear destroyed the door to the dining room.  Awakened, the boy pounded on the table and shouted loudly to scare the bear, while his father pulled out a gun.  He fired a shot over the animal’s head in order to drive him away.  He didn’t hurt the bear as a wounded bear would have been far too dangerous.  It finally persuaded the polar bear not to come into the house.  The polar bear then went looking for food at the next house.  He damaged the doors and windows of three more houses and killed some sheep and ducks in a pen, but without eating them.

Man plante zunächst einen Hubschrauber anzufordern, um den Eisbären mit Hilfe eines Narkosegewehrs zu betäuben, einzufangen und dann abzutransportieren. Doch die Wetterbedingungen waren zu schlecht für den Hubschrauber, so dass am Ende das Tier durch einen Beamten der Naturschutzbehörde erschossen wurde. Man schätzt, dass der Eisbär etwa 135 Kilogramm wog.

They had initially planned to request a helicopter to anesthetize the polar bear with a dart, then transport him away.  But weather conditions were too poor for the helicopter, so in the end the animal was shot by a Conservation Officer.  The bear was estimated to weigh in at 300 lbs.

Eisbär-Sichtungen sind im Norden von Neufundland keine Seltenheit, aber in der Regel sind die Eisbären nur auf der Durchreise, ernähren sich von Robben und meiden die Nähe von Menschen. Mindestens drei weitere Eisbären wurden in der letzten Woche in der Nähe von küstennahen Gemeinden Neufundlands beobachtet. Wissenschaftler erklären das damit, dass die Eisbären auf dem Packeis Robben jagen, das sich in diesem Jahr besonders nah an der Küste gebildete hat.

It’s not unusual to see polar bears in the region at this time of year. But usually they are only passing through, eat seals, and avoid humans. At least three other bears have been reported in coastal Newfoundland communities since late March. Scientists said the bears are hunting seals on pack ice that has blown close to shore this year.

Sollten die Wissenschaftler recht behalten, die vor allem für den Westen  der Hudson Bay in Kanadas dramatische Veränderungen in der nahen Zukunft befürchten, wird es  zu viel häufigeren Konflikten zwischen Menschen und Eisbären kommen.

If scientists end up being right, who predict dramatical changes especially for western Hudson Bay in the near future, there will much more frequent encounters between people and polar bears.

Eine Gruppe von Aktivisten, Zoo-Funktionären, Gesetzgebern und Wissenschaftlern hat einen radikalen Vorschlag, um diesem Problem zu begegnen: die Erhöhung der Zahl der Eisbären in Zoos der USA, um die genetischen Vielfalt der Eisbären aufrechtzuerhalten, wenn ihre Population in der Wildnis sinkt.

A group of activists, zoo officials, lawmakers and scientists have a radical proposal: Increase the number of polar bears in U.S. zoos to help maintain the species’ genetic diversity if the wild population plummets.

Jeffrey Bonner, der Direktor des St. Louis Zoo, sagte dazu: „Eisbären sind einfach die erste Spezies, bei wir alles richtig machen müssen.“ Man müsse Forschung betreiben, um die Züchtung der Eisbären voranzubringen, und er fügte hinzu, „dass diese Forschung nur, in den Zoologischen Gärten geleisten werden kann.“ Die Idee ist, eine Zoo-Eisbären-Population mit einer so großen genetischen Vielfalt zu erhalten, dass man, z.B. durch künstliche Befruchtung von Eisbären in der Wildnis, eine überlebensfähige Population dort erhalten könnte.

“Polar bears are simply the first species where we have to get it right,” St. Louis Zoo president and chief executive Jeffrey Bonner said. When it comes to research on how to sustain an exotic species through breeding techniques, “that research is only research that can be done in zoos,” he added.  The idea would be to preserve enough genetic diversity in captivity to allow them to be repopulated through artificial insemination of wild bears or other methods.

Ob dies der richtige Weg ist, ist nicht unumstritten. Es gibt durchaus Stimmen, die zu bedenken geben, dass gerade Eisbären sehr schwer in Gefangenschaft gehalten werden können und sich nur schlecht vermehren. So stößt auch der Vorschlag, die Gesetze der USA so verändern, dass wieder Eisbären – z.B. Wildfänge aus Kanada – eingeführt werden können, nicht nur auf Zustimmung.

If this is the right way, isn’t beyond dispute. There are also scientists who add for consideration that especially polar bears are difficult te be kept in captivity and breed worse. So the proposal to change the US law and allow again the import of polar bears for the zoos doesn’t meet with approval everywhere.

Quellen – Sources:

http://www.nunatsiaqonline.ca/stories/article/65674new_nunavut_survey_shows_abundant_and_healthy_polar_bear_population/

http://www.cbc.ca/news/canada/newfoundland-labrador/story/2012/04/04/nl-greenspond-bear-404.html

http://www.thestar.com/news/canada/article/1153603–polar-bear-goes-on-rampage-before-being-killed-in-newfoundland

http://www.globalnews.ca/polar+bear+shot+dead+in+nl+after+home+invasion/6442613582/story.html

http://www.cbc.ca/news/canada/newfoundland-labrador/story/2012/03/29/nl-polar-bear-329.html

http://www.cbc.ca/news/canada/newfoundland-labrador/story/2012/03/31/nl-more-polar-bears-331.html

http://www.vocm.com/newsarticle.asp?mn=2&id=22064&latest=1

http://www.ganderbeacon.ca/News/2012-04-01/article-2944625/Polar-bear-spotted-in-New-Wes-Valley/1

http://www.washingtonpost.com/national/health-science/captivity-could-help-polar-bears-survive-global-warming-assault-some-zoos-say/2012/03/21/gIQAkIWFaS_story_1.html

2 Antworten zu “Am Ende ist fast immer der Eisbär das Opfer.

  1. Dies ist ein traurig und nachdenklich stimmender Artikel.Vielen Dank für die viele Arbeit, diese ganzen Zusammnehänge aufzuzeigen.
    Ich hoffe, ihr hattet schöne Ostertage!

    Ganz liebe Grüße

    Birgit

  2. Liebe Ulli,
    ein interessanter Artikel, der jedoch traurig stimmt, wenn in jedem Fall die Species Eisbär das Opfer ist.
    Anstatt über künstliche Befruchtung nachzudenken, sollte in erster Linie der Lebensraum der Bären geschützt werden, dass sie in ihrer natürlichen Umgebung genug Nahrung finden. Wenn die Lebensbedingungen gut sind, werden sich die Eisbären auch fortpflanzen. und das auf natürliche Art und Weise.
    Eisbären sind sehr anpassungsfähig, wenn sie allerdings auf ihren einzigen natürlichen Feind, den Menschen treffen, ist ihr Schicksal besiegelt.

    Wir wünschen Euch entspannte Ostertage
    Liebe Grüße,
    caren&bernd

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