Anchorage, 19. März 2013
Es gibt einen Artikel in der Anchorage Daily News, der mit mehr Einzelheiten über den Tod von Kalis Mutter und der langen Reise des jungen Eisbären nach Anchorage berichtet.
There’s an article in the Anchorage Daily News, that gives more details about the death of Kali’s mother and the cub’s long journey to Anchorage.
Point Lay ist eine Siedlung im Nord-Westen Kanadas an der Küste Tschuktschensee. Bei der Volkszählung von 2000 wurden in dem Ort 247 Einwohner ermittelt, von denen über 80 % zu den Inupiat gehören. Ursprünglich lag das Dorf auf einer vorgelagerten Insel, wegen der häufigen Überflutungen durch den Kokolik River wurde die Ortschaft in den 70er Jahren des 20. Jh. nach Süden auf das Festland umgesiedelt. Die Inupiat nennen das Dorf in ihrer Sprache Kali, das bedeutet Hügel, weil der Ort ursprünglich auf einem erhöhten Gebiet lag. Auch heute noch leben die Inupiat als Fischer und Jäger. Sie jagen Walrosse, Robben, Wale, Eisbären, Karibus und Fisch für ihren Lebensunterhalt.
Point Lay is a village in northwestern Canada on the Chukchi Sea. According to the 2000 census, there were 247 people living there, over 80% are Inupiat. Originally the town lay on a barrier island, but because the flooding of Kokolik River caused problems in the 1970s , it was moved south onto the Mainland. The Inupiat word for “hill” became the name of the place. Still today, the Inupiat live there as fishermen and hunters. They hunt walrus, seals, whales, polar bears, caribou, and fish for their livelihood.
Karte aus der Wikipedia
James Tazruk ist einer dieser einheimischen Jäger. Am Montag, den 11. März war er mit einem Partner,Paul Stone, aus Point Lay auf der Jagd 40 Meilen außerhalb ihrer Heimatstadt. „Wir waren da draußen, um nach Karibus Ausschau zu halten oder etwas anderes, Vielfraße, egal was wir eben finden konnten.“ Da entdeckte er einen Eisbären. „Er war ganz allein“, sagte Tazruk. James Tazruk näherte such dem Bären und erschoss ihn aus einer Entfernung vom 100 Metern. Erst als er den toten Eisbären umdrehte, entdeckte er die dicken Milchzitzen. „Sie hat ein Junges irgendwo“, dachte Tazruk. Er hatte eine Eisbärin getötet, die vor kurzem ein Jungtier gesäugt hatte, und das mussten sie finden. Die beiden Jäger folgten den Spuren des Tieres etwa 1.5 Kilometer zu einer Schneehöhle und fanden darin ein drei bis vier Monate altes männliches Jungtier. Später taufte man den kleinen Eisbären Kali.
James Tazruk is a local hunter. On Monday, March 11, he was with his partner Paul Stone, hunting forty miles outside the town. „We were out (looking) for caribou or anything. Wolverine. Whatever we could find.” Then they noticed a polar bear. “It was all alone,” remarked Tazruk. James Tazruk closed in on the bear and shot it from a distance of 1500’. When he examined the dead bear, he noticed that it was a nursing female. „Got a cub somewhere,“ he reasoned. He had killed a female polar bear, that had been nursing a cub, and it needed to be found. The two hunters followed the train of the animal about a mile to find the den. There they discovered a 3-4 month old male cub. Later the man gave him the name of “Kali”.
Für Kali begann nun eine weite Reise. „Ich werde dir nicht weh tun. Ich werde dich nach Hause bringen.“, erklärte der Jäger dem Kleinen. „Beiß mich bloß nicht!“ Tazruk beschreibt in einem Telefon-Interview mit der Anchorage Daily News die lange Fahrt auf dem Schneemobil nach Point Lay. Er packte das Jungtier und hielt es wie einen jungen Hund im Arm, während sie vorsichtig losfuhren. Die beiden Jäger hielten an einer Hütte an, um eine Skihose zu holen. Sie knoteten die Beine zusammen und bastelten sich so eine Art Beutel, in dem sie den kleinen Bären sicher unterbringen konnten. Kali wurde auf Tazruks Schoß hinter dem Lenker verstaut und weiter ging die 24 Kilometer lange Fahrt. Kali war bald eingeschlafen. Jedes Mal wenn der Schlitten über eine Unebenheit holperte, fürchteten die Jäger, dass das Eisbärbaby aufwachen würde.
For Kali, it was the beginning of a long journey. „I’m not going to hurt you. I’m going to take you home,“ he told the cub. „Just don’t bite me.“ In a telephone interview with the Anchorage Daily News, Tazruk described the long trip by snowmobile to Point Lay. He grabbed the cub, and held him security all through the trip. The two hunters stopped at a cabin to fetch a pair of ski pants. They knotted the legs together and made a sort of bag, to keep the small bear safe on the journey home. Kali was settled on Tazruk’s lap, and away they went on the 17-mile journey. Kali soon fell asleep. Each time the snowmobile bumped over something, the polar bear cub would wake up.
Die Nacht verbrachte Kali in der Polizeistation des Dorfes. Tazruk hätte den kleinen Bären gerne Coca-Cola genannt, nach seinem Lieblingsgetränk, aber er wurde von den anderen Dorfbewohner überstimmt. Eine Mehrheit entschied sich für Kali (das wird Cully ausgespochen). Am nächsten Tag wurde er ins 480 Kilometer entfernt liegende Barrow geflogen, den Verwaltungssitz (Borough Seat) des North Slope Boroughs, und landete dort um die Mittagszeit.
Kali spent the night at the town police station. Tazruk had wanted to call the little bear “Coca-Cola”, after his favorite pop, but other villagers overruled him. The majority voted for Kali (pronounced CUL-lee). The next day, the cub was flown 300 miles away to Barrow, the county seat of the North Slope Boroughs, and landed around noon.
Foto: John Gomes – Alaska Zoo
Dort lernte der kleine Bär die nächsten Menschen kennen, die sich um ihn kümmerten. „Er war in einer großen Hundetransportbox untergebracht, mit einer Wasserschüssel darin“, berichtete Raphaela Stimmelmayr, eine Tierärztin und Wildtierbiologin der Stadt. Geschützt durch dicke Handschuhe wickelten das Wildlife Team des Ortes den kleinen Bären in ein Handtuch und unterzog ihn einer ersten schnellen, körperlichen Untersuchung. Raphaela Stimmelmayr erzählte, dass man Kali Robben Blubber, die mehrere Zentimeter dicke Fettschicht unter der Haut der Tiere, ein traditionelles Nahrungsmittel der Inuit, und Maktaaq, die Haut von Walen (Grönlandwal, Weißwal, Narwal) mit der darunter liegenden elfenbein- bis rosafarbenen Fettschicht, angeboten hatte. Doch das schien noch nicht die richtige Diät für ihn zu sein. In Barrow fütterten man Kali dann mit einer Mischung aus destilliertem Wasser, Pedialyte, einer Elektrolyt –Lösung, die normalerweise bei Kindern mit Durchfall und Erbrechen verwendet wird, um Flüssigkeit und Mineralstoffe zu ersetzen, Milchersatz für Hunde und Kaffeesahne. Zunächst verwendete man eine Spritze, um das Jungtier zu füttern, später klappte es auch mit einer Babyflasche. „Er und ich kamen gut miteinander aus, so hat er mich am Ende nicht angegriffen“, sagte die Biologin.
There the little bear got to know his next caregiver. “He was in a big dog carrier, with a bowl of water in it,” described Raphaela Stimmelmayr, a vet and wildlife biologist in the town. Protected by heavy gloves, the area’s wildlife team wrapped the little bear in a towel and gave his a quick initial exam. Raphaela Stimmelmayr explained that she offered him seal blubber, the inches-thick fat layer under the skin of animals, traditionally part of the diet of the Inuit, and also Maktaaq, the skin of whales (bowheads, belugas, and narwal) with its legendary pink inner side. That didn’t seem to be the right diet for him. In Barrow, they gave him a mixture of distilled water, Pedialyte (an electrolyte replacement solution, normally given to children with diarrhea and vomiting), milk replacement for dogs, and whipping cream. At first we fed him with a syringe, later he took it from a baby bottle. „Me and him actually got along really well, so he wouldn’t charge me at the end,“ said the biologist.
Doch noch gab es keine Ruhe für Kali. Später am Tag wurde er nach Anchorage geflogen und in den Alaska Zoo gebracht, wo man viel Erfahrung mit der Aufzucht von Eisbären hat. Dort wird er nun mindestens einen Monat lang bleiben. Noch steht nicht fest in welchem Zoo er sein endgültiges Zuhause finden wird. „Bevor er sich auf eine weitere lange Reise geht, werden wir sicherstellen, dass er sich von allem, was er bis jetzt durchgemacht hat, erholt hat“, sagte Bruce Woods, der Sprecher des Fish and Wildlife Service.
But Kali still had little peace and quiet. Later in the day, he was flown to Anchorage and taken to the Alaska Zoo, where they’ve had a lot of experience with the raising of orphaned polar bears. That’s where he’ll stay for most of another month. It has not yet been decided which zoo will become his news home. „Before he goes on another long trip, we’re going to make sure he’s recovered from everything he’s been through up to this point,“ said Bruce Woods, spokesman for the US Fish and Wildlife Service.
Die Kuratorin des Alaska Zoos Shannon Jensen erklärte, dass Kali nicht in Anchorage bleiben kann, da man dort keinen Platz für ihn hat. Im Alaska Zoo leben zwei erwachsene Eisbären, Ahpun und Lyutyik. Man plant zwar eine Erweiterung der Eisbärenanlage, würde aber auch nach deren Fertigstellung wahrscheinlich keinen zweiten männlichen Eisbären halten. Das Jungtier soll sich zuerst einmal an seine neue Umgebung gewöhnen und ist hinter den Kulissen untergebracht. Dann wird es ihm schrittweise ermöglicht werden auch nach draußen zu kommen. Wenn er sich gut eingewöhnt hat, können ihn auch die Zoobesucher bewundern. Das Jungtier ist so untergebracht, dass die beiden Eisbären des Zoos ihn nicht sehen oder riechen können.
Shannon Jenson, curator at the Alaska Zoo, explained that Kali cannot stay in Anchorage, where they have no room for him. At the Alaska there are already two adult polar bears, Ahpun and Lyutyik. They’re planning an extension to the polar bear facility, but even when completed, it will probably never house two male bears. A cub should first get used to his surroundings in a nursery, where he is behind the scenes. If he’s settled in well, then zoo visitors can admire him. Just now he’s housed in a protected place, where the zoo’s two polar bears cannot see or smell him.
Shannon Jensen ist begeistert von ihrem neuen Schützling. „Ich bin hier seit 18 Jahren und dieser ist der erste [Bär], der wirklich an einer Flasche andockt und saugt. Wir haben in der Vergangenheit versucht Bären mit einer Flasche zu füttern und das ist der erste, bei dem es wirklich klappt. Er trinkt bei jeder Fütterung eine große Flasche. Es hat einen großen Bärenhunger.“
Shannon Jensen is thrilled with her new charge. “I’ve been here eighteen years, and this is the first [bear], that clamps onto the bottle and really sucks. In the past, we’ve tried feeding bears with bottles, and this is the first time it’s really worked. He drinks a large bottle with each feeding. He’s hungry as a bear!”
Es leben schätzungsweise rund 2000 Eisbären in der Region an der Tschuktschen- und Beringsee. (Die Eisbären an der Beaufort See in Alaska und Kanada werden in einer separaten Population betrachtet, auch wenn sich ihr Verbreitungsgebiet überlappt.) Im Durchschnitt wurden seit 1999 etwa 40 Eisbären pro Jahr in dem Gebiet der Tschuktschen- und der Beringsee erlegt. Ein Vertrag zwischen den USA und Russland, mit dem man diese Abschussquoten reduzieren will, wurde noch nicht umgesetzt. Eisbärinnen mit Jungtieren dürfen allerdings nicht wissentlich gejagt werden. Das Fish and Wildlife Service untersucht nun, ob im Fall von Kalis Mutter ein Verstoß gegen das Gesetzt vorliegt. James Tazruk beteuert, dass er kein Jungtier gesehen habe. Die Eisbärin am Montag war der neunte Eisbär, den er erlegt hat, alle anderen waren Männchen. „Es ist sehr beklagenswert, dass es eine Mamma sein musste“, sagte er. „Ich war traurig. Aber ich tat das Richtige und brachte den Bären zurück.“ Das Fleisch der erlegten Bären übergibt der Jäger den Dorfältesten, die es unter den Einwohnern des Dorfes verteilen, normalerweise verkauft er die Felle der Eisbären an einheimische Kunsthandwerker, die daraus traditionelle Kleidung – Hosen, Handschuhe und Mukluks (Stiefel) herstellen. Der Handel (auch der Import und Export) mit Eisbärenfellen oder Teilen der Tiere ist in den USA verboten, die einzige Ausnahme stellt die Forschung dar. Kunsthandwerk, das von den Inuit aus Eisbärenfellen oder Krallen und ähnlichem hergestellt wird, darf aber an Touristen verkauft und von diesen auch ausgeführt werden und auch der Handel der Felle zwischen den Inuit ist erlaubt.
It is estimated that around 2000 polar bears live in the regions of the Chukchi and BeringSeas. (The polar bear from the Beaufort Sea in Alaska and Canada are considered to be a separate population.) On average, since 1999, forty polar bears are killed per year in the area of the Chukchi and BeringSeas. An agreement between the USA and Russia, to reduce the number of hunting permits, has never been implemented. Females with cubs are anyhow, not always recognized. The USFWS is now investigating, to see if there was a violation of the law in the case. James Tazruk testified that he never saw a cub. It was his ninth polar bear, that he had shot, and all the others were males. “It was very obvious that she must be a mother,” he said. “I was sad. But I did the right thing in bringing the bear back.” The meat of the killed bear is generally given by hunters to the village elders, who will divide it up amongst residents of the town. Normally he sells the polar bear’s pelt to local artisans who fashion traditional clothing out of it: pants, gloves, and mukluks. Trade (even import/export) of polar bear pelts or parts of an animal is forbidden in the USA. The only exception is for research purposes. Art works, made from polar bear fur or claws and sold to tourists, will also be made of these remains. Trading of the pelts in this manner is permitted to the Inuit.
Mehr Videos: http://www.akjohn.com/Zoos/Videos/VIDEO-TEST-FILE/28414136_jKXVgZ#!i=2407205626&k=Wj8v8nk
Quelle – Source:
http://www.adn.com/2013/03/19/2832004/hunter-carries-orphaned-polar.html
Anchorage, den 19. März 2013
Am 12. März 2013 erhielt der US Fish and Wildlife Service den Hinweis, dass eine Eisbärin in der Nähe von Point Lay an der Nordküste Alaskas getötet wurde. Es steht bisher nicht fest, ob der Mann die Bärin aus Verteidigungsgründen getötet hat oder ob er auf der Jagd war. Es ist den Inuit in Alaska erlaubt für den persönlichen Bedarf eine vorgegebene Anzahl von Eisbären zu töten. Allerdings stehen Eisbärinnen, die Junge haben, unter besonderem Schutz und dürfen nicht erlegt werden.
On March 12, 2013, the US Fish and Wildlife Service received word that a female polar bear had been killed near Point Lay, on the northern coast of Alaska. It is still not clear whether the bear was killed in self-defense, or if he hunted the bear. It is permitted that the Inuit in Alaska kill a certain number of bears for their personal needs. However, female bears with cubs, are specially protected and may not be hunted.

Foto von John Gomes von der Facebookseite des Alaska Zoos
Die Bärin wurde von einem Jungtier begleitet. Der Mann, der die Bärin tötete, brachte das Jungtier nach Point Lay. Dort wurde es dem Department of Wildlife Management (DWM) übergeben. Bei einer medizinischen Untersuchung wurde festgestellt, dass das Jungtier ein Männchen ist, ca. drei bis vier Monate alt ist und ca. 9 Kilogramm wiegt.
This female had a cub. The man, who killed the bears, brought the cub to Point Lay. There the Department of Wildlife Management (DVM) took over. They gave the cub a medical examination and discovered that it’s a male, 3-4 months old and weighing about 20 lbs.
Der Alasaka Zoo wurde aufgefordert den Transport nach Anchorage zu organisieren und die vorläufige Unterbringung sicherzustellen. Das Jungtier ist jetzt im Alaska Zoo und scheint auf den Umzug gut reagiert zu haben. Der junge Bär bekam den Namen Kali (CUL‘-lee), nach dem Ort, wo es zuerst hingebracht wurde.
The Alaska Zoo was asked to organize transportation to Anchorage and to ensure the cub’s safety. The cub is now at the Alaska Zoo and seems to have survived the journey well. The cub has been given the name “Kali” (CUL-lee) after the place where he was found.
Die endgültige Unterbringung des Jungtiers wird, unter Berücksichtigung aller Optionen, später vom US Fish and Wildlife Service festgelegt.
In the end, all options will be considered, and later the cub will be placed elsewhere, as decided by the USFWS.
Quellen:
http://www.miamiherald.com/2013/03/19/3294861/orphaned-polar-bear-cub-getting.html
https://www.facebook.com/pages/The-Alaska-Zoo/136848033588?ref=stream