Eisbärenhaltung im København Zoo

Hamburger Abendblatt vom 19. Oktober 1949

Hamburger Abendblatt vom 19. Oktober 1949

Der Zoologisk Have in Kopenhagen wurde 1859 gegründet und ist damit der älteste Zoo in Dänemark und einer der ältesten Zoos in Europa. Schon von Beginn an wurden Eisbären gehalten.

Leider gibt es hier, wie auch bei vielen anderen Zoos, kaum Informationen zu den ersten hundert Jahren der Eisbärenhaltung. In der Mitte der 60iger Jahre des 19. Jahrhunderts ist der erste Eisbär nach Kopenhagen gekommen. Eisbären scheint es fast durchgehend bis ins 20. Jahrhundert gegeben zu haben. Im Jahr 1938 soll ein Jungtier mit der Hand aufgezogen worden sein. Wie alt es geworden und ob es in Kopenhagen geblieben ist, konnten wir aber nicht herausfinden. Am 19. Oktober 1949 veröffentlichte das Hamburger Abendblatt einen Artikel in dem mitgeteilt wurde, dass Tiere für die Tierhandlung Ruhe mit einem Schiff in Hamburg angekommen ist. Unter diesen Tieren befand sich auch ein Eisbär aus dem Zoo Kopenhagen.

Weiter wird berichtet, dass am 27. Juli 1950 ein Weibchen nach Kopenhagen kam. Sie war ein Wildfang, der 1948 geboren sein soll. Es muss aber auch ein Männchen in Kopenhagen gegeben haben, denn am 20. November 1958  wurden in Kopenhagen Zwillinge geboren. Diese Zwillinge wurden bekannt, weil ein Jungtier, ein Männchen,  graue oder braune Flecken im Fell hatte – die Zeitungsberichte sind sich da uneins. Seine Wurfschwester war schneeweiß. Was aus dem gefleckten Jungtier wurde, ist nicht bekannt. Das Weibchen wurde Nina genannt. Nina zog 1959 nach Bristol, England um und starb 1992 mit 33 Jahren. Dort bekam sie mehrere Jungtiere mit Sebastian, die dann in Aalborg, Chester und Zürich lebten.

1959.03.23 Hamburger Abendblatt Kopenhagen1959.03.22 St.Joseph News-Press Copenhagen

Artikel aus dem Hamburger Abendblatt vom 23. März 1959 und der St. Josephs News Press vom 22. März 1959

1961 wurde in Kopenhagen ein weibliches Zwillingspärchen geboren. Die Jungtiere wurden Selly und Judy genannt. Beide Jungtiere zogen im August 1963 nach Glasgow um und starben dort 1990 mit 29 Jahren. Im November 1961 kam Gloria, ein Wildfang, nach Kopenhagen. Sie zog zusammen mit den Zwillingen Selly und Judy nach Glasgow, wo sie 28 Jahre alt wurde.

Am 6. Dezember 1962 kam in Kopenhagen ein männlicher Eisbär, Joachim, zur Welt. Joachim wechselte im Jahr 1964 auf die andere Seite der Erde, nach Auckland, wo er mit 33 Jahren starb. Zusammen mit Joachim ging Lisbeth, ein Wildfang, nach Auckland, die nur wenige Monate in Kopenhagen lebte.

Kopenhagen 1971

Foto: Eisbären im København Zoo 1971, von Nikolaj F. Rasmussen

Artikel von "The Deseret News Copenhagen&quot vom 7. März 1968

Artikel von „The Deseret News Copenhagen“  vom 7. März 1968

Die „Deseret News Copenhagen“  berichtete am 22. März 1967, dass im Winter 1966 ein Jungtier geboren wurde. Die gleiche Zeitung berichtete am 7. März 1968 von einer Zwillingsgeburt. Über das Schicksal der Jungtiere ist uns nichts bekannt. Im gleichen Artikel wird von der ein- und zweiundvierzigsten Geburt seit 1947 gesprochen. Dies zeigt das die Angaben sehr lückenhaft sind. Es müssen mehrere weibliche Eisbären im Zoo gelebt haben, wenn so viele Jungtiere geboren wurden.

Am 28. November 1970 wird Naja III geboren. Im Sommer 1972 kamen zwei Wildfänge, beides Weibchen, Lucia und Naja I, in den Zoo. Im Dezember 1974 bekamen sie männliche Gesellschaft durch Nanok, der vermutlich 1971 geboren wurde. Im Winter 1977 bekamen alle drei Weibchen Jungtiere, die aber nicht überlebten. 1978 zeugte Nanok Lucifer. Die Mutter dieses männlichen Jungtieres ist nicht bekannt. 1986 zog Lucifer nach Neapel. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.

Lucia gebar am 23. Dezember 1979 Nanok II, der ein Jahr später nach Chester zog und dort 1984 starb. Im gleichen Jahr brachte Naja I Zwillinge zur Welt, die aber nicht überlebten. Ein Jahr später wurde Nadja von Naja III geboren, die im Oktober 1981 ebenfalls nach Chester umzog und dort  nur zwei Monate später starb. In den Jahren 1982 und 1983 wurden Jungtiere geboren, die nicht überlebten.

Im Mai 1982 kam Naouk, ein männlicher Wildfang kam nach Kopenhagen und im Oktober 1983 zog Dan Dan, geboren 1982 in Münster, ein. Dan Dan ging noch im gleichen Jahr nach Peking und lebte dort bis 1996. Naouk zog am 22. März 1983 nach Amsterdam und starb dort ebenfalls 1996.

Am 15. November 1983 starb das Weibchen Naja I.

Am 11. Januar 1985 brachte Lucia Wilhelm zur Welt. Er wurde 1985 an Ruhe verkauft, der diesen Bär dann an den Suarez Brother Circus weiterverkaufte. Im Jahr 2002 wurde Wilhelm zusammen mit sechs anderen Eisbären von den amerikanischen Behörden beschlagnahmt und in den North Carolina Zoo in Asheboro gebracht. Seit dem 29. September 2011 lebt er im Milwaukee Country Zoo.

Foto: Eisbärin mit ihrer Tochter Corinna, vom  København Zoo

Foto: Eisbärin mit ihrer Tochter Corinna, vom København Zoo

In den Jahren 1988,1989,1990 wurden insgesamt zehn Jungtiere von Lucia und Naja III geboren, von denen nur das Weibchen Corinna überlebte, das am 20. Dezember 1989 von Naja III geboren wurde. Corinna zog am 27. November 1990 nach Stuttgart und lebt seit dem mit Anton zusammen. Corinna ist die Mutter von Wilbär.

Auch in den Jahren 1992, 1993, 1994, 1995 1996 und 1998 wurden weitere Jungtiere von beiden Weibchen geboren, von denen nur Nanok überlebt hat. Die Mutter von Nanok ist nicht bekannt. Nanok zog 1997 nach Aalborg und lebte von 1998 bis 1999 während des Umbaus des Eisbärengeheges in Aalborg in Duisburg. Nanok starb im Jahre 2001.

Am 17. Febuar 2001 starb Lucia. Die letzten beiden Eisbären im Zoo Kopenhagen, Nanok und Naja III wurden am 20. Oktober 2004 euthanisiert. Sie hatten erhebliche Probleme mit Arthritis, die immer schlimmer wurden. Beide Bären wurden fast 34 Jahre alt.

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Fotos:  Nanok und Naja 2001 von Ole Mikkelsen, Nanok im August 2004 von Chrissie Davies und Naja im Mai 2004 von Håkan Dahlström

Am 13. Dezember 2005  begann mit dem Einzug von Noel, einer Eisbärin, die am 3. Dezember 2003 in Fasano geboren wurde, ein Neuanfang der Eisbärenhaltung. Am 1. April 2007 bekam sie mit  dem damals eineinhalb Jahre Boris (im Zuchtbuch wird er Boris genannt, auf einer Postkarte, die man im Zoo Kopenhagen kaufen kann, steht der Name Iwan), der in Moskau zur Welt kam, einen Partner. Die Beiden sind nun das junge Zuchtpaar des Kopenhagen Zoos und man hofft nun, dass sich bald Nachwuchs einstellen wird.

Eisbären Boris und Noel in KopenhagenEisbären Boris und Noel im Zoo KopenhagenEisbären Boris (Iwan) und Noel Im København Zoo

Boris und Noel im Juni 2009, April 2012 und April 2013

Zu Beginn wurden die Eisbären in einem kleinen Käfig gehalten und auch Eisbären bei Vorstellungen in einer Arena mit einer Dressur präsentiert. 1896 gab es eine besondere Eisbärendressur, die vom Tierhändler Carl Hagenbeck ausgeliehen war. Sie zog zahlreiche Besucher an. Die Arena stand an der Stelle, an der heute die Tiger – und Leopardenanlagen des København Zoos liegen.

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Fotos aus einer Ausstellung im København Zoo zur 150 Jahrfeier 2009

1951 wurde eine neue Bärenanlage eröffnet, die bis heute im Wesentlichen unverändert erhalten blieb. Sie beherbergte Eis- und Braunbären in je zwei Gehegen. Die neue Anlage sorgte für einen beachtlichen Anstieg der Besucherzahlen. 1951 besuchten zum ersten Mal mehr als eine Million Menschen den Zoo.

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Foto aus einer Ausstellung im København Zoo anlässlich der 150 Jahrfeier des Zoos.

Die Eisbärengehege sind etwa 150 m² und 180 m² groß. Sie sind als Felsengrotten gestaltet, die durch einen etwa 4 Meter breiten Graben vom Besucherbereich abgetrennt sind. Zu Beginn waren die Gräben in beiden Gehegen mit Wasser gefüllt. In den letzten Jahren konnten die Eisbären stets beide Gehege benutzen, wie sie wollten, das Trenngitter zwischen den Gehegen war geöffnet. Der Graben in dem kleineren Gehege war als Trockengraben gestaltet, in dem die Eisbären hineinklettern konnten. Der Boden des Grabens war mit Rindenmulch und Kies bedeckt. Die Landfläche der Gehege ist mit Kunstfelsen gestaltet. Die Schieber in die Innengehege liegen versteckt in Nischen.

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2103 wurde die neue Eisbärenanlage „Den Arktiske Ring“ eröffnet.  Sie hat eine Gesamtfläche von rund 3.000 m². Den Eisbären steht davon eine Landfläche von 720 m² zur Verfügung. Das bis zu 6 m tiefe Wasserbecken hat eine Oberfläche von 330 m², hinzukommt ein Becken mit einer Fläche 135 m² im Innern des Gebäudes. Das Eisbärengehege hat also insgesamt eine Größe von rund 1185 m² und nimmt damit etwas mehr als ein Drittel der gesamten Anlage ein. Neben dem Unterwassertunnel gibt es weiteres abgetrenntes Wasserbecken, das für Robben vorgesehen ist und eine Oberfläche von rund 100 m² hat. Insgesamt haben die beiden Wasserbecken ein Volumen von 2.500 m³. Das Wasser in den Becken wird alle zwei Stunden gefiltert und zurück in die Becken gepumpt.

Die Besucherplattform und die Rampe, die ins Ausstellungsgebäude führt, nimmt im Außenbereich eine Fläche von 535 m² und im Innern des Gebäudes eine Fläche von 435 m² ein. Der Ausstellungsbereich und die – sehr kleine – Seevogel Voliere, die als Kliff gestaltet ist und keinen Außenbereich hat, hat eine Fläche von 250 m². Der Unterwassertunnel für die Zoobesucher, der an der einen Seite durch das Eisbärenbecken und an der anderen Seite am Becken der Robben vorbeiführt hat eine Fläche von 20 m².

Der Technik, Filteranlagen etc., steht eine Fläche von 746 m² zur Verfügung.

København Zoo - Eisbärenanlage "Den Arktiske Ring"

Die alten Eisbärengehege, die direkt neben der neuen Anlage liegen,  bleiben erhalten und stehen weiterhin als Mutter-Kind oder Absperrgehege zur Verfügung. Es ist nicht vorgesehen, die neue Anlage zu teilen.

Mehr Bilder von der neuen Eisbärenanlage und eine genauere Beschreibung mit vielen Fotos gibt es hier.

2 Antworten zu “Eisbärenhaltung im København Zoo

  1. While there may have been a bear with brown flecks in its fur, I’m sure the above photo has been retouched!

  2. Liebe Ulli, lieber Gerhard!
    Was für ein toller und unfassender Artikel, ich bin begeistert, vor allem von dem gefleckten Eisbären, toll , dass ihr das ausgraben konntet. Habe nur Zeit gehabt zu überfliegen, aber wie alle Haltungen, die ihr bearbeitet, bin ich auch beeindruckt von dem, was ihr über Kopenhagen herausfinden konntet.Danke, Danke, Danke! Werde den Artikel nochmal ganz in Ruhe lesen!

    Ganz liebe Grüße
    Birgit

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