Franz Josef Land: Wissenschaftler beobachten drei Eisbärinnen

Franz Josef Land:  Scientists observe three female polar bears

Im Herbst 2010 wurden drei weibliche Eisbären auf einer Inseln von Franz-Josef-Land, einer Inselgruppe im Nordpolarmeer nördlich der großen Doppelinsel Nowaja Semlja, mit Satelliten-Halsbändern versehen. Es ermöglichte Wissenschaftlern des A. N. Severcov Instituts für Ökologie und Evolution an der Russischen Akademie der Wissenschaften sechs Monate – vom 28. Oktober 2010 bis zum 11. April 2011 – Daten über die Eisbären in Echtzeit zu erhalten. Die russischen Wissenschaftler arbeiteten eng mit ausländischen Kollegen des Satelliten-Systems ARGOS zusammen. Finanziell wurde diese Forschung von der Russischen Geographischen Gesellschaft unterstützt.

In the fall of 2010 three female polar bears were observed by satellite in Franz Josef Land, a group of islands in the North Sea, north of the big double island of Novaya Zemlya.  For six months, October 28, 2010-April 11, 2011, scientists from the A. N. Severcov Institute for Ecology and Evolution of the Russian Academy of Sciences were able to gather real-time data on the polar bears.  The Russian scientists worked closely together with foreign colleagues of the ARGOS Satellite System.  This research was underwritten by the Russian Geographical Society. 

 Foto: fruchtzwerg’s world

Argos ist ein satellitengestütztes System, um Position und Messdaten nicht ortsfester Objekte abzufragen. Es wird seit 1978 wird gemeinsam von der NOAA (der Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten), der NASA (der Nationalen Luft- und Raumfahrtbehörde der Vereinigten Staaten) und der CNES (der französischen Raumfahrtagentur) betrieben. Es wird häufig eingesetzt, um Tierwanderungen zu untersuchen. So wird es u. a. auch eingesetzt um die Flugrouten von Zugvögeln zu verfolgen oder die Wanderungen von Amurtigern zu beobachten.

Argos is a satellite-based system, able to pick up the position and measurements of non-stationary objects.  Since 1978, it has been operated by the NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration), NASA (National Aeronautics and Space Administration), and CNES (Centre National d’Études Spatiales, the French space agency).  It is often used to investigate animal movements.  Amongst other things, it is used to track the paths of migratory birds or the travels of Siberian tigers.   

Foto: sheilapic76

Die russischen Wissenschaftler berücksichtigten bei der Analyse der Daten zahlreiche Faktoren, wie die Distanz zu der Küste der Eisbären, der Eigenschaften des Eises und der Tiefe des Meeres in dem Gebiet und andere Parameter des Habitats. Nun konnten die ersten Forschungsergebnisse veröffentlicht werden.

Russian scientists took into consideration a number of factors, such as the distance of the bears from the coast, the properties of the ice, and the depth of the sea in the area, and other parameters of the habitat.  Then they were able to publish the first results.

Foto: NOAA Photo Library

Zum ersten Mal beschreibt die Untersuchung in dieser Region Unterschiede in den Strategien der Wanderungen der Tiere im Herbst und im Winter. Zu Beginn des Untersuchungszeitraums wanderten die Bären nach Süden, wo sich das neue Eis bildete. Ende Februar wandten sie sich wieder nordwärts dem Land zu. Es stellte sich heraus, dass im Herbst die Distanz zur Küste keine Bedeutung für die Bewegungen der Eisbären hatte. Im Frühjahr hingegen suchten sie die Nähe der Küste. Die Beobachtungen der Biologen zeigen, dass die Eisbärinnen das offene Meer meiden und eine geschlossene Eisdecke bevorzugen, ohne große Risse und Brüche. Dies wurde besonders deutlich im Winter (von Dezember 2010 bis März 2011).

For the first time the research probes the regional differences in the strategies of animal migrations in fall and winter.  At the beginning of the research, the bears wandered south, where the ice had formed.  At the end of February, they again turned northward toward land.  As it turned out, the distance to the coast in the fall had no bearing on the migrations of the polar bear.  In spring, however, they hunted near the coast.  From the observations of biologists, it was learned that female polar bears tend to avoid open water and prefer a solid ice cover, with no large cracks or breaks.  This was particular apparent during the winter (from December 2010-March 2011.)

Foto: Stefan Cook

Alle drei Eisbärinnen wanderten pro Tag durchschnittlich eine Strecke von etwa 30 Kilometer. Aber die Art der Wanderung der einzelnen Tiere war sehr unterschiedlich. Zu Beginn der Beobachtung hielten sich die drei Bärinnen nah beieinander auf. Doch dann wurde eine neun bis zehn Jahre alte Eisbärin mit zwei etwa zweijährigen Jungtieren mobiler als die anderen, zwei etwa sieben bis acht Jahre alte Tiere mit einjährigen Jungen. Sie suchte sich ein anderes Gebiet. Am 20. Januar konnte beobachtet werden, dass die beiden anderen Bärinnen sich an einander annäherten und sich einige Tage auf nahezu identischen Trassen bewegten, am 24. Januar trennten sich die Weibchen wieder von einander. Die Wanderung der Eisbären wird von zwei Faktoren bestimmt: der aktiven Suche nach Nahrung und dem Eisgang, was dazu führt, dass die Tiere große Strecken zurücklegen.

All three polar bears wandered an average of twenty miles per day.  But the nature of the paths of individual animals proved to be quite different.  At the beginning of the observations, the three females were staying close together.  At that point a 9-10 year-old female with two two-year-old cubs was more mobile than the other two, who at seven or eight years of age, each had a one-year-old cub.  She was searching for a different area.  On January 20, it was observed that the two other females moved closer together, and for several days, followed almost identical paths.  On January 24, they again separated.  The movements of polar bears relies on two factors:  the search for food and the movements of the ice.  Because of this, the animals travel long distances.

Foto: Stefan Cook

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Auswahl des Aufenthaltgebietes der Eisbären ist die Tiefe des Ozeans: je geringer die Tiefe ist umso bevorzugter ist das Gebiet. Im Bereich der Barentssee beginnt die Tiefsee etwa 150 km nördlich der Inselgruppe von Franz Josef Land und Spitzbergen. Die beobachteten Bärinnen hielten such eine lange Zeit in Bereichen mit einer Meerstiefe von etwa 200 Metern auf. Als wichtigste Beutetiere kamen für sie zu diesem Zeitpunkt Walrosse, Bart- und Ringelrobben in Frage. Da sich die ersten beiden Arten hauptsächlich von benthische Lebewesen ernähren – das sind Lebewesen, die sich am und im Meeresboden aufhalten – können sie nicht in großen Tiefen leben. Ringelrobben fressen hauptsächlich Krebstiere, kleinere Fischen und Krill, die die oberen Schichten der Gewässer bevölkern. Sie kommen auch in Gewässern mit größeren Tiefen vor. Deshalb glauben die Wissenschaftler, dass die Eisbärinnen sich zu diesem Zeitpunkt in erster Linie von Ringelrobben ernährten.

A further important factor in the selection of the area the bears chose to live in is the depth of the ocean:  a shallower depth makes the region more attractive.  In the Barents Sea, the water becomes deeper about one hundred miles north of the archipeligo that includes Franz Josef Land and Spitzbergen.  For a long time, the females under observation kept to areas with a depth of about five hundred feet.  At this time important prey such as walrusses, bearded seals, and ringed seals appeared.  The first two feed primarily on benthic organisms (creatures who live in and on the ocean floor), so they cannot live in areas of great ocean depth.  Ringed seals feed mostly on crustaceans, small fish, and krill, all of which populate the upper layers of water.  They also penetrate areas of greater depth; therefore, scientists believe that the polar bears primarily fed on ringed seals during this time.

Die Ergebnisse der Untersuchung der drei Eisbärinnen im Gebiet von Franz-Josef Land stimmen mit früheren überein, die in der Barentssee durchgeführt worden sind.

The results of the research on the three female polar bears in the area around Franz Josef Land are consistent with earlier studies, conducted in the Barents Sea.

Quelle: http://www.deita.ru/nature/v-rossii_15.06.2011_169019_uchenye-polgoda-nabljudali-za-samkami-belogo-medvedja.html

2 Antworten zu “Franz Josef Land: Wissenschaftler beobachten drei Eisbärinnen

  1. hallo ulli
    ist das nicht fantastisch was man heute für möglichkeiten hat das leben der tiere zu erforschen.
    in die geheimnisse einzutauchen und daraus neues wissen oder seine erkenntnisse bestätigt zu bekommen.
    das alles kommt ja auch irgendwie der haltung der eisbären in den zoos zu gute.
    ich würde es furchtbar finden wenn wir eisbären oder andere tiere nur noch im zoo sehen würden.
    darum finde ich diese projekte auch sehr unterstützungswürdig.
    l.g.martina

  2. Ein sehr interessanter Artikel ist das und ein wunderschönes Video.
    Franz-Josef-Land gehört zu meinen noch unerfüllten Träumen;-)
    Es wäre schön, wenn die Eisbären dort immer genügend Nahrung fänden
    und sie gute Lebensbedingungen hätten.
    Ich würde es ihnen so sehr wünschen.

    Vielen Dank und einen schönen Tag wünsche ich euch,
    Brigitte

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